Liberté, Egalité, Fraternité: Unser kurzfristiges Erasmus+ Projekt in Nemours, Frankreich

Erfahrungsberichte und Eindrücke einer unvergesslichen Erfahrung

Einleitung

Die Vorfreude war groß, als wir im Frühjahr 2024 vom OEAD, Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung, benachrichtigt wurden, dass unserem Antrag für ein kurzfristiges Erasmus+ Mobilitätsprojekt nach Frankreich stattgegeben wurde. Erasmus+ ist ein von der Europäischen Kommission ko-finanziertes Bildungsprogramm, welches die internationale Zusammenarbeit im Bildungsbereich fördert, indem Schüler:innen, Lehrpersonen, Lehrlingen oder Student:innen Auslandsaufenthalte absolvieren können.

In unserem Fall bedeutete dies, dass einige Schüler:innen der 7A Klasse, begleitet von Prof. Ines Mayregger und Prof. Andreas Hofbauer, eine Schulwoche in Nemours in der Nähe von Paris verbringen durften. Anfang Oktober 2024 besuchte die ORG Delegation das Lycée Etienne Bezout in der beschaulichen Kleinstadt Nemours. Untergebracht waren die meisten Schüler:innen bei Gastfamilien, deren Kinder im Gegenzug dann unsere Schule Ende März/Anfang April 2025 als Gastschüler:innen besuchten. Im Fokus stand gemeinsamer Unterricht, wodurch unsere Schüler:innen den Schulalltag in Frankreich hautnah erleben konnten.

Unser Projekt konzentrierte sich auf folgende Punkte:

  • Verstehen europäischer Identitäten im Spannungsverhältnis mit nationalen Identitäten, Abbau von Stereotypen und Eintauchen in eine fremde (Schul)kultur
  • Verstehen und Kennenlernen verschiedener Lebensräume: ländlich-geprägte Heimat vs. Kleinstadt vs. Metropole (Paris)
  • Förderung der Sprachkenntnisse (Englisch als lingua franca) und Wertschätzung europäischer Sprachenvielfalt

Zu guter Letzt betrachten wir dieses Projekt als großartige Gelegenheit, das internationale Profil unserer Schule zu schärfen. Dank unserer positiven ersten Erfahrungen haben wir uns bereits wieder für ein Projekt mit unseren französischen Partnern beworben.

Im Anschluss finden sich Auszüge aus den Portfolios, welche die Projektteilnehmer:innen verfassen mussten. Sie sollen Einblicke in die gemachten Erfahrungen und Erkenntnisgewinne gewähren.

 

 

Erfahrungsberichte, Auszüge aus den Portfolios der teilnehmenden Schüler:innen

 

Zum Projektschwerpunkt Identität und Schulkultur:

„Am Tag meiner Ankunft wurde ich bereits mit einem liebevollen und aufmerksamen Empfang meiner Gastfamilie entgegengenommen. Denn meine nun liebgewonnene französische Freundin, die einst ein fremdes Gesicht für mich war, begrüßte mich mit samt ihrer ganzen Familie mit einem Willkommensschild und einer herzlichen Umarmung und so begann für mich eine wundervolle und unvergessliche Reise“

  • Chiara, 7A

„Das französische Schulsystem unterscheidet sich in mehreren Punkten vom Schulsystem in Österreich. Bereits beim Betreten der Schule fielen mir erste Unterschiede auf. Während in Österreich Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, die Schule früher zu betreten, gab es in der Schule, die wir besuchten, festgesetzte Zeiten, zu denen sich das eiserne Schultor öffnete. Dies zeigt eine strenge Ordnung, die für mich eher ungewohnt war. Ebenso auffällig war auch der hohe Zaun, der die gesamte Schule umgibt. Dadurch wird deutlich, dass Frankreich großen Wert auf die Sicherheit in den Schulen legt.“

  • Tim, 7A

„Der Austausch hat mir gezeigt, wie spannend und interessant es ist, eine andere Kultur wirklich kennenzulernen. Man merkt, dass Dinge, die bei uns normal sind, in anderen Ländern vielleicht ganz anders funktionieren, und das ist voll okay. Ich habe gelernt, offener zu sein und andere Sichtweisen besser zu verstehen. Es ist echt beeindruckend zu sehen, wie Menschen in anderen Ländern leben, lernen und denken.“

  • Klara, 7A

„Mein besonderer Moment war wirklich, als ich dann am ersten Tag mit in die Schule gefahren bin und wirklich noch keine Ahnung hatte und keinen gekannt habe, aber alle haben mich im Bus bei der Hinfahrt in der Früh zur Schule so nett aufgenommen und mich sofort in ihre Gruppe miteingezogen haben und versucht haben, viel mit mir zu reden und mir viel über Frankreich und die Sprache zu lernen.“

  • Vanessa, 7A

 

„Ich habe tatsächlich während des Austauschs sehr oft meine Komfortzone verlassen, allein schon, dass ich bei einer mir fremden Familie war. Ich habe mich auf den Austausch eingelassen, obwohl ich wusste, dass wir allein zu einer Gastfamilie müssen. Ich habe mich darauf eingelassen, um Erfahrungen zu sammeln. Und ich bereue es nicht, dass ich teilgenommen habe. Ich habe eine tolle, neue Person kennengelernt und war bei einer wundervollen Familie, in welcher sehr viel Harmonie und Liebe herrscht. Anfangs war ich skeptisch, da die Gastmutter Englisch nicht wirklich verstanden hat, hab mich aber mit der Zeit sehr wohl gefühlt, da sie immer wieder Sachen gefragt hat und ihre Tochter mir diese übersetzt hat.“

  • Leonie, 7A

„Ich hatte vor der Frankreichreise eine stereotypische Betrachtung in Bezug auf Frankreich und der französischen Kultur. Dabei hatte ich auch eine klare Vorstellung, wie die Kultur dort ist, doch in vielen Dingen war meine Vermutung falsch. Dies zeigte mir, dass die klischeehaften Gedanken gegenüber anderen Kulturen nicht immer das Wahre sind und dadurch auch gute oder auch schlechte Vorurteile entstehen. Deshalb sollte man sich mit Kulturen auseinandersetzen, die einem aus erster Sicht vielleicht nicht so entsprechen und erst als sehr interessant erscheinen.“

  • Anna, 7A

 

Zum Projektschwerpunkt verschiedene Lebensräume:

„Paris hingegen ist geprägt von Hektik und schnellem Tempo. Es ist oft so hektisch, dass sie sogar über rote Ampel gehen, anstatt zu warten, dass grün wird. Paris ist bekannt für seine Kultur und ihre Mode. Es gibt unzählige Museen, Theater, Konzerte und Festivals. Egal in welche Ecke ich geschaut habe überall sah ich edel gekleidete Frauen und Männer und Modegeschäfte. Zwischen der Hektik gibt es auch kleine Parks und Gärten, aber auch hier konnte ich nie richtig zur Ruhe kommen, da man überall die Hektik und die vielen Menschen spürte.“

  • Larissa, 7A

„Die Unterschiede der Lebensräume sieht man beispielsweise an dem Äußeren der Häuser. Dort wo ich und meine Freundin diese Woche verbracht haben, waren die Häuser von außen aus sehr viel Stein, aber auch sehr abgebrochen und etwas kaputt, was in unserer Gegend eher nicht so ist. Dies bedeutet aber nicht, dass es schlecht, es war auch interessant zu sehen.“

  • Sophia M., 7A

„Das Leben in einer Kleinstadt wie Nemours, einer Metropole wie Paris und auf dem Land wie zum Beispiel in meiner Heimat Lech, könnte kaum unterschiedlicher sein. In der Kleinstadt Nemours war es sehr Touristen-lastig aber auch vertraut. Es gab sehr viele schöne und alte Gebäude und außerdem viel französische Tradition. Paris dagegen ist lebendig, voller Möglichkeiten und Vielfalt, und natürlich unendlich viele Sehenswürdigkeiten. Ich habe es dort aber auch stressig und anonym empfunden, worüber ich jedoch nicht überrascht war, da man es von einer Millionen-Metropole nicht anders erwartet. Bei mir zu Hause auf dem Land genieße ich oft die Ruhe -speziell in den Nebensaisonen-, doch es fehlt oft an Abwechslung und Freizeitmöglichkeiten.“

  • Anna-Sophie, 7A

 

 

„Während mich Nemours aufgrund der Größe und der Strukturen ein wenig an meine Heimatstadt erinnerte, ist Paris hingegen ganz anders.                                                                                                                             In Nemours geht alles viel gemütlicher zu. Die Menschen sind entspannt, man hat den Eindruck, dass jeder jeden kennt und die Straßen sind nicht sonderlich überfüllt.                                                                                                                            In Paris hingegen ist alles viel „wilder“. Die Autos nehmen keine Rücksicht auf Fußgänger, die Menschen wirken hektisch und teilweise auch gestresst. Man kann also sagen, wärend Nemours eine angenehme Ruhe ausstrahlt, ist Paris das komplette Gegenteil dazu, obwohl diese zwei Städte gerade einmal eine Stunde voneinander getrennt sind.“

  • Paula, 7A

 

Zum Projektschwerpunkt Sprachkenntnisse:

„Erlebt habe ich die Sprache im Insgesamten als sehr schön und beruhigend. In allen Geschäften wurde fröhlich miteinander geredet, obwohl es ein anderes Gefühl war wie in unserer Heimat. Hin und wieder durfte ich sogar selber meine französischen Kenntnisse zeigen. In Geschäften zu übersetzen oder bei der Gastfamilie zu Hause. Der Vater war sehr dankbar, dass ich wenigstens ein bisschen französisch sprechen konnte, damit er mir wenigstens etwas erklären konnte. Wenn ich ehrlich bin, war ich am Anfang sehr nervös, dass ich nicht alles verstehen konnte, aber natürlich gibt es Momente, in denen man ein Blackout hat oder wirklich nichts versteht. Immerhin hatte ich Grundkenntnisse und traute mich einfach loszureden egal ob es falsch klang oder nicht. Besonders in der Schule konnten wir neue Aspekte der französischen Sprache kennenlernen. Es wurde viel in der Jugendsprache geredet und sie brachten uns auch Jugendwörter bei, die Franzosen im Alltag verwenden.“

  • Sophia G., 7A

Es gab Momente, in denen ich mich aus meiner Komfortzone herausbegeben musste, zum Beispiel, als ich mich in Gesprächen auf Englisch ausdrücken musste oder neue Leute getroffen habe. Diese Situationen haben mich gelehrt, mutiger zu sein und keine Angst vor Fehlern zu haben. Ich habe gelernt, dass man durch Herausforderungen wächst und dass es wichtig ist, offen für neue Erfahrungen zu sein.“

  • Aleyna, 7A

„Im Unterricht und vom Stoffgebiet war es etwa dasselbe wie in Österreich, abgesehen vom Englisch- und allgemein Sprachunterricht. Andere Sprachen, vor allem Englisch, wurden nicht auf dem gleichen Niveau unterrichtet wie bei uns. Ich durfte bei einem Englischunterricht der 7. Klasse dabei sein, und es war zwar etwas interaktiver als in Österreich, aber das Niveau an Englisch war nicht das, was wir in Österreich in der 7. Schulstufe lernen. Vielleicht war das der Grund für einige Verständigungsprobleme.“

  • Julia, 7A

„Ja, ich könnte mir vorstellen, in Zukunft wieder an einem Austauschprogramm teilzunehmen. Die Möglichkeit, andere Länder und Kulturen besser kennenzulernen, empfinde ich als sehr bereichernd. Auch ein längerer Aufenthalt im Ausland, beispielsweise für ein Studium erscheint mir nach dieser Woche als eine realistische Option.“

  • Ümmühan, 7A

 

Zum Abschluss noch Theresas Gedanken:

„Zwei Zitate beschreiben besonders gut, was ich durch dieses Projekt gelernt habe:

‘open your eyes, open your mind!’

Ein Schüleraustausch ist die perfekte Gelegenheit, genau das zu tun. Man bekommt die Chance, neue Perspektiven, Denkweisen und auch eine neue Kultur nicht nur zu sehen sondern auch kennenzulernen.

‘The world is a book, and those who do not travel only read one page.’

Ein Schüleraustausch ist wie das Umblättern einer Seite in diesem „Weltbuch“. Dieses Projekt bietet die Möglichkeit, verschiedenste Geschichten und Erfahrungen zu sammeln und eine andere Kultur zu leben, was nur dank dem engen Kontakt mit Einheimischen ermöglicht wird.“

  • Theresa, 7A

 

Wir bedanken uns bei der Europäischen Kommission, durch welche dieser Austausch ermöglicht wurde und bei unseren französischen Gastgeber:innen, die uns einen unvergesslichen Einblick in ihren Alltag gewährt haben.